Scoom / Cuccis: Umsonst arbeiten für den Bahnhofsbäcker?

Manchmal gibt es keine Zufälle, könnte man denken: Einmal mehr hat sich die Bahnhofsbäckerei-Kette Scoom nicht mit Ruhm bekleckert, was die Bezahlung ihrer Arbeiter*innen angeht. Bereits die FAU Berlin führte zwei erfolgreiche Auseinandersetzungen mit Norbert von Allvördens Imbissbuden-Imperium: https://berlin.fau.org/news/passierschein-a38-oder-von-einem-der-auszog-lohn-einzuklagen, https://berlin.fau.org/news/baking-mad-unbezahlt-beim-bahnhofsbaecker .
Und auch wir erfuhren von einem Fall, in dem ein Mitarbeiter um sage und schreibe fünf Monate seines Lohns geprellt wurde. Bevor der Angestellte Ende August seinen Job bei Scoom kündigte, hatte er seit April kein Geld gesehen. Bei vertraglich vereinbarten 180 Stunden Lohnarbeit im Monat kommt da eine ordentliche Summe zusammen. Mehrere Rückfragen bei seinen Vorgesetzten brachten nichts: Er wurde hingehalten, schließlich brach der Kontakt ganz ab. Da er aber nichts davon hielt, ganze fünf Monate umsonst für einen Betrieb mit Millionenumsatz schuften zu gehen und bereits mehrere Arbeiter*innen erfolgreich um ihre Lohnaußenstände geklagt hatten (siehe die Artikel der FAU Berlin), wandte er sich nach seinem Umzug nach Ostthüringen an die lokale FAU und wurde Mitglied.  Am 22. Februar wird es nun vor dem Berliner Arbeitsgericht eine Güteverhandlung geben, wo es um die Lohnaußenstände geht. 
Eine von vielen Klagen täglich vorm Arbeitsgericht – warum so einen Aufriss?
Offensichtlich handelt es sich nicht um Einzelfälle: Für Scoom/Cuccis lohnt es sich perfiderweise, an der Bezahlung zu sparen.
Steckt da Strategie dahinter? Viele der Mitarbeiter*innen in der Bahnhofsbäckerei-Kette sind Migrant*innen. Für einen regulären Aufenthaltsstatus müssen sie einen Arbeitsvertrag nachweisen. Muckt  man auf, riskiert man unter Umständen, ausgetauscht zu werden – genug andere warten schon. Hinzu kommen Sprachbarrieren, die es erschweren, sich im Alleingang an ein Arbeitsgericht zu wenden. Es gibt Vermutungen über eine Dunkelziffer an Arbeiter*innen, die trotz monatelanger Lohnrückstände weiterarbeiten, um ihren Aufenthalt nicht zu verlieren. 
Eine Klage mehr oder weniger gegen den offensichtlichen Lohnraub bei Cuccis/Scoom wird an den Zuständen so schnell nichts ändern. Macht unser Beispiel aber Schule, werden sich weitere Arbeiter*innen trauen, ihre legitime Bezahlung einzufordern. So wird es sich für Scoom/Cuccis nicht weiterhin lohnen, Leute einfach umsonst für sich schuften zu lassen. An alle da draußen: Macht eure Fälle öffentlich! Wendet euch an eure kämpferische Basisgewerkschaft vor Ort – die FAU, ob in Berlin oder anderswo.

[ssba]