Selbstverständnis

Basisgewerkschaftliche Strukturen aufbauen – in der sächsischen Provinz!

Wir haben uns vorgenommen, in Plauen und Umland den Aufbau einer Basisgewerkschaft voranzutreiben. Unser Ziel ist es, als selbstorganisierte Lohnabhängige, Arbeitslose, Schüler*Innen, prekäre Selbständige etc. konkrete Kämpfe für die Verbesserung unserer Bedingungen zu führen – gemeinsam mit allen, die diese Ziele teilen.

Bereits 2017 entstand bei uns, einigen Menschen verschiedenster Altersgruppen aus Plauen und der Region, der Impuls zur Gründung eines Syndikats der Freien Arbeiter*Innen Union. Da uns die FAU Jena von Beginn an tatkräftig zur Seite stand, beschlossen wir den Aufbau der eigenen Gruppe als Stadtsektion der Jenaer FAU voranzutreiben.

Auslösendes Moment waren die unglaublich beschissenen Arbeitsbedingungen eines Genossen in der Plauener Gastronomie. Wir stellten bald fest, dass uns einiges verbindet – ob es Unterbezahlung, Überarbeitung, „flexible“ Verträge, Leiharbeit oder der Terror des Jobcenters ist. Zugleich fühlten wir uns in unseren Kämpfen von den staatstragenden DGB-Gewerkschaften weder wahrgenommen noch politisch und gewerkschaftlich repräsentiert.

Warum FAU ausgerechnet in Plauen?

Dafür gibt es viele Gründe. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass es sich bei unserer Region um eine Gegend handelt, die in besonderem Maße von prekären Arbeitsbedingungen geprägt ist. Nach dem Verschwinden der Industriearbeitsplätze in den letzten 25 Jahren profilierte sich das Vogtland als „Billiglohnregion“, um bei InvestorInnen attraktiv zu sein. Migrantische Arbeitskräfte sind davon besonders betroffen, wenn auch nicht als einzige. Dass in Folge der Deindustrialisierung tausende ArbeiterInnen gezwungen sind, ihre Arbeitskraft hunderte Kilometer weit weg zu verkaufen und vom Jobcenter bei Androhung diverser Sanktionen dazu gezwungen werden, gehört ebenso zu unserer täglichen Realität wie die Willkür von Leiharbeit, Praktikumsverträgen, Minijobs und so weiter. Umkämpft sind die sozialen Bedingungen hier schon immer – in den 20er Jahren hatte Plauen eine starke Arbeiter*Innenbewegung, die sich zunehmend mit militanten Faschisten auseinandersetzen musste. Auch heute erleben wir, wie Nazis (ob in Nadelstreifen oder grünen III.-Weg-Jacken) versuchen, soziale Themen zu besetzen oder die soziale Frage zu ethnisieren. Es gehört zu einer klassenkämpferischen solidarischen Bewegung dazu, sich diesem Wahnsinn in den Weg zu stellen.

– Ausblick?

Gewerkschaftliche Kämpfe finden nicht im luftleeren Raum statt. Und so genügt es uns nicht, mit ein paar Euro mehr am Wohlstand beteiligt und damit ruhig gestellt zu werden – andere Produktionsverhältnisse, eine andere Gesellschaft sind unser Ziel. Klassenkampf ist weit mehr als eine abstrakte Vision für „irgendwann“: Wir wollen gemeinsam, jetzt, solidarisch aktiv werden gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Dafür braucht es kollektive Prozesse der Organisierung, in Betrieb, Schule, Uni und nicht zuletzt gegenüber repressiven Institutionen wie dem Jobcenter. Wir haben den Eindruck, dass das „Hinterland“ als unser Wohnumfeld sowohl von der akademischen Großstadtlinken als auch – seit dem weitgehenden Verschwinden der Industriearbeitsplätze – von den etablierten Gewerkschaften aufgegeben wurde. Wenn wir aus dieser Situation ausbrechen wollen – von der bürgerlichen und akademischen Linken zu Projektionsflächen der Rückständigkeit degradiert, von einer rassistischen Vorherrschaft bedroht und einer Zuspitzung des Arbeitszwangs im Kapitalismus ausgeliefert – müssen wir uns selbst organisieren. Gemeinsam mit allen, denen es genauso geht und die diese Zustände nicht länger als hinnehmbar betrachten.

Ihr habt Interesse, Fragen, Anmerkungen?
Kontaktiert uns unter:

faupl(at)fau.org

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