Die Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena zeigt sich derzeit nicht in der Lage, ihren neueingestellten Beschäftigten die Gehälter bzw. Löhne ordnungsgemäß auszuzahlen, da es sowohl im Personaldezernat der Universität als auch im Finanzministerium gravierende Personalprobleme gibt. Die Basisgewerkschaft FAU fordert daher unmittelbar unbürokratische Abschlagszahlungen und darüber hinausgehend eine bessere Bezahlung und Behandlung der Universitätsbeschäftigten.
Seit spätestens April 2022 kommt es in Personalangelegenheiten der Universität zu zahlreichen Verzögerungen. Zum einen verzögert sich die Einstellung neuer Beschäftigter bzw. die Vertragsverlängerung von Beschäftigten, teilweise um Monate. Zum anderen erhalten die Neueingestellten über mehrere Wochen keine Löhne bzw. Gehälter, obwohl sie bereits arbeiten. Auch Vertragsänderungen wie Aufstockungen werden erst Wochen später umgesetzt. Dies betrifft studentische, wissenschaftliche und Verwaltungsbeschäftigte an der ganzen Universität.
Die Ursache für das Problem stellt die Unterbesetzung des Personaldezernats in Kombination mit Personalproblemen in der zentralen Gehaltsabrechnungsstelle im Thüringer Finanzamt dar. Die wenigen verbliebenen Sachbearbeiter:innen können den Verwaltungsaufwand nicht rechtzeitig bewältigen.
In einer E-Mail an die Sekretariate der Institute vom 26. April 2022 gibt die Universität die „eingeschränkte Funktionsfähigkeit“ zu, fordert dazu auf, „ von Nachfragen bezüglich ausstehender Gehaltszahlungen vorerst bitte abzusehen“ und erklärt, dass „hilfsweise Abschlagszahlungen […] unter den gegebenen Umständen nicht möglich“ seien. Die Sachbearbeiter:innen kämen bei Bedarf auf die Beschäftigten zu.
Der Basisgewerkschaft FAU sind mehrere Fälle von Beschäftigten aus der gewerkschaftlichen Sprechstunde sowie unter den eigenen Mitgliedern bekannt. „Als ich meine Stelle angetreten habe, meinten meine Kolleginnen, dass es wohl Probleme mit den Lohnzahlungen geben könne. Ich habe zum Ende des ersten Monats auch tatsächlich keinen Lohn bekommen. Im zweiten Monat bekam ich dann plötzlich eine Abschlagszahlung auf mein Konto. Das alles habe ich aber nur durch meine Kolleginnen erfahren. Sonst hat sich keiner die Mühe gemacht, mit mir zu reden. Diese Zeit konnte ich nur überbrücken, indem ich mir privat Geld geliehen habe, was ich bei einem Arbeitgeber wie der Uni echt nicht erwartet hätte“, so ein Mitglied der FAU und Beschäftiger der Universität, der anonym bleiben möchte.
Aus gewerkschaftlicher Perspektive liegt die Ursache für die genannten Probleme darin, dass die Universität ihre Beschäftigten über einen jahrelangen Sparkurs ausgelaugt hat. Die vergleichsweise schlecht bezahlten Beschäftigten aus dem Personaldezernat stimmen mit den Füßen ab und haben in größerer Zahl gekündigt und die Universität verlassen. Deswegen stellt die FAU folgende Forderungen zur Diskussion:
- unmittelbar: unbürokratische Abschlagszahlungen an neueingestellte Kolleg:innen und eine transparente Kommunikation ihnen gegenüber
- sowie weitergehend: die bessere Bezahlung und Behandlung der Universitätsbeschäftigten, z. B. durch eine Höhergruppierung der Beschäftigten des Personaldezernats.
Weiterhin ermutigt die FAU die Kolleg:innen aller Statusgruppen in der Universität dazu, miteinander in die Diskussion zu kommen und den bestehenden Unmut nicht in Pausengesprächen zu belassen, sondern gemeinsam nach oben zu kommunizieren.
Jena, 23. Juni 2022