Bericht über die Konferenz von Basisgewerkschaften und -initiativen aus dem Bildungssektor

Abschlussbild der Konferenz – in Solidarität mit dem Arbeitskampf am Anne-Frank-Zentrum in Berlin

Am 17. und 18. November fand in Jena die Konferenz „Akademikerin auf Abruf“ zu Arbeit und Organisierung in der Bildung statt. Verschiedene Initiativen waren der Einladung der Bildungssektion der FAU Jena gefolgt und tauschten sich über das Wochenende über Probleme und Strategien in der Organisierung von Bildungsarbeiter*innen an Universitäten und in Bildungsträgern aus. Am Ende einigten sie sich auf eine Fortführung des Austausches und die Wiederholung der Konferenz im nächsten Jahr.

An der Konferenz nahmen insgesamt ca. 30 Personen teil, die jeweils verschiedene Organisationen und Initiativen aus ganz Deutschland vertraten:

  • die Bildungssektionen der FAU Jena, Dresden und Berlin
  • die Initiative für einen studentischen Tarifvertrag an den Berliner Unis (TV Stud III)
  • die unter_bau-Hochschulgewerkschaft von der Goethe-Universität aus Frankfurt/Main
  • die Initiative zur Gründung einer Basisgewerkschaft an der Fachhochschule in Frankfurt/Main
  • die Initiative UniKassel unbefristet
  • die Hilfskraftinitiative in Marburg
  • das Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss) aus Berlin
  • die Lehrbeauftragten-Initiative aus Thüringen

Nach einer großen Vorstellungsrunde tauschten sich die Teilnehmer*innen in kleineren Workshoprunden zu praktischen Fragen der gewerkschaftlichen Organisierung aus. Die Bildungssektion der FAU Jena teilte ihre Erfahrung über die praktische, auch juristische Durchsetzung der Einzelforderungen von studentischen Arbeiter*innen. Die TV-Stud-Initiative berichtete von der Streikbewegung in Berlin und sprach insbesondere über die Schwierigkeiten, als radikale Minderheitenorganisation in einer derart breiten Bewegung mitzuwirken und mit den DGB-Gewerkschaften zusammenzuarbeiten. UniKassel unbefristet stellte die Kampagne für eine gruppenübergreifende, umfassende Entfristung vor und unter_bau sein Organisations- und Organising-Konzept. Zuletzt berichtete die FAU Dresden über das Organising unter prekären Honorarkräften in Bildungsträgern. In der Abschlussrunde wurde mehrfach herausgehoben, wie wichtig und hilfreich der Austausch über betriebliche Praxis und gewerkschaftliche Strategien war.

In einer Abendveranstaltung zu größeren Arbeitskämpfen an Hochschulen ging es um die Streikbewegung studentischer Hilfskräfte in Berlin in der ersten Jahreshälfte 2018 sowie um den zweiwöchigen Streik an polnischen Hochschulen Mitte 2018. Dort protestierten Studierende gemeinsam mit Hochschulbeschäftigten gegen die autoritär-neoliberale Hochschulreform der neuen Regierung. Der Vortrag wurde von einem Genossen der neuen Sektion der IP an der Warschauer Universität, einem Zentrum der Protestbewegung, gehalten. Die IP, polnisch für Arbeiter*innen-Initiative, ist eine syndikalistische Gewerkschaft und hat in Deutschland v.a. über die Organisierung der Amazon-Arbeiter*innen an den polnischen Standorten von sich reden gemacht. Die IP arbeitet sehr eng mit der FAU zusammen und ist seit Mai 2018 Teil der „Internationalen Konföderation der Arbeiter*innen“.

In vielen Gesprächen ging es um das basisgewerkschaftliche Modell, wie es seit längerem von der FAU vertreten wird und wie es seit 2016 mit großen Erfolg von der unter_bau-Hochschulgewerkschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main umgesetzt wird. Weiterer Schwerpunkt der Diskussionen lag auf der Wichtigkeit eines systematischen Organisings von Kolleg*innen und langfristigen gewerkschaftlichen Strategien.

Auf der Konferenz waren auch laufende Kämpfe im Bildungssektor Thema. Die Teilnehmer*innen unterzeichneten ein Forderungsschreiben der Freien Dozent*innen Berlin gegen die Einführung von Überwachungs- und Repressionsmechanismen in den Deutschkursen für Flüchtlinge. Außerdem wurde auf den Streik und den Arbeitskampf der Bildungsarbeiter*innen und von ver.di vom Anne-Frank-Zentrum in Berlin hingewiesen. Am Ende der Konferenz nahmen Alle gemeinsam ein Bild auf und schickten den Kolleg*innen solidarische Grüße.

Neben einer kritischen Auswertung der Konferenz ging es in der Abschlussrunde um Perspektiven für das Weiter. Den Meisten war es wichtig, bestehende Kommunikationskanäle und Netzwerke, seien es gewerkschaftliche oder das NGAWiss, besser zu nutzen, um sich auszutauschen, aber auch praktische Unterstützung in akuten Arbeitskonflikten anfordern zu können. Außerdem wurde beschlossen, 2019 eine ähnlich praktisch ausgerichtete, basisgewerkschaftliche Konferenz durchzuführen. Als Orte kamen dazu Berlin oder Frankfurt/Main in Betracht.

Zum Nachlesen gibt es einen schönen Artikel auf libertad-media.de:

https://libertad-media.de/2018/konferenz-in-jena-akademik erin-auf-abruf/

[ssba]

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