2018 haben Millionen von Frauen* in aller Welt den 8. März zu einem Streiktag gegen die anhaltende Schlechterstellung, Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen* gemacht. Diese Bewegung ist auch in Deutschland angekommen. Zum 8. März 2019 rufen verschiedene Organisationen und Bündnisse zu einem Frauen*streik auf. Die Aktionsformen reichen dabei von Kundgebungen und Demonstrationen bis hin zu Dienst nach Vorschrift und Arbeitsverweigerung. Selbstverständlich sind auch Männer dazu aufgerufen, den Streik zu unterstützen. Auch wir, die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) Jena, haben uns der Bewegung angeschlossen. Dabei stellen wir die folgenden vier Kernorderungen:
1. Chancengerechtigkeit und gleiche Bezahlung für Alle!
Frauen* erhalten für dieselbe Tätigkeit immer noch nicht den selben Lohn wie Männer. Gleichzeitig haben sie nicht dieselben Chancen auf gutbezahlte und bessere Stellen. Stattdessen werden sie in Minijobs, Teilzeitarbeit und vermeintlich „typische Frauenberufe“ wie z.B. Erzieherin oder Krankenschwester gedrängt.
2. Entlastung, bessere Bezahlung und mehr Anerkennung für Pflege- und Sorgearbeit
Pflege- und Sorgearbeit, ob im Krankenhaus, im Altersheim oder im Kindergarten, wird mehrheitlich von Frauen* ausgeübt. Wer in diesem Sektor arbeitet, ist häufig nicht nur völlig überlastet und bekommt einen geringen Arbeitslohn, sondern auch kaum Anerkennung für die lebenswichtige Arbeit, die sie dabei leistet.
3. Wertschätzung und gerechte Aufteilung der unentlohnten Haus- und Sorgearbeit
Frauen* übernehmen auch den Großteil der nichtbezahlten Sorgearbeit, kümmern sich also z.B. um Kinder und ältere Angehörige, sowie der Arbeit im Haushalt. Häufig geschieht das zusätzlich zu ihrer Erwerbsarbeit. Dieser Bereich wird meist nicht als Arbeit angesehen und daher auch nicht als solche wertgeschätzt.
4. Arbeitszeitverkürzung für Alle – gegen Burnout & unfreiwillige Arbeitslosigkeit
Immer häufiger sind Menschen von Burnout durch Überarbeitung betroffen. Auf der anderen Seite gibt es jene, die gerne in den Bereichen arbeiten wollen, in denen andere sich überarbeiten. Wenn wir die Arbeit, die anfällt, anders aufteilen, hätten alle, die arbeiten wollen, die Möglichkeit dazu und wir würden nicht weiter in Konkurrenz um die verbleibende Arbeit getrieben. Bei einem vier Stunden Arbeitstag – was einer Beschäftigung in Teilzeit entspricht – bliebe uns zudem genug Zeit, um uns zu erholen, uns zu bilden, uns politisch zu engagieren und die Haus- und Sorgearbeit unter allen gerecht aufzuteilen.
Selbstverständlich sind all diese Forderungen nur zu verwirklichen, wenn wir die Gesellschaft insgesamt verändern. Dabei streben wir als FAU eine Gesellschaft an, in der wir nicht für den Profit Anderer ausgebeutet werden, sondern in der wir selbst über unsere Arbeit und unsere Zeit bestimmen und diese zum Wohle Aller einsetzen können und in der dabei niemand z.B. auf Grundlage des Geschlechts schlechter behandelt und unterdrückt wird.
Es geht um unser Leben und unsere Freiheit! Werden wir Teil der Frauen*streikbewegung! Deshalb: Am 8. März auf die Straße, statt zur Arbeit!
9.2. Veranstaltung: „Frauen*streik in Jena: Warum und was ist geplant?“
15:00 | Großer Saal im Haus auf der Mauer am Johannisplatz 26
Ab 15 Uhr laden wir zu Kaffee und Kuchen ein. Ab 16 Uhr wollen wir erklären, was es mit dem Frauen*streik auf sich hat, auf unsere Forderungen eingehen und über die Aktionen sprechen, die am 8. März in Jena und am 9. März in Chemnitz geplant sind.
8.3. Kundgebung zur Unterstützung der Pflegekräfte am Uniklinikum Jena
Die Pflegekräfte am Uniklinikum Jena fordern, unterstützt von der Gewerkschaft ver.di sowie von engagierten Patient*innen und Anwohner*innen, mehr Personal. Da in der Pflege vor allem Frauen* arbeiten, wollen wir ihren Kampf zum Frauen*streik unterstützen. Mehr Infos gibt es zeitnah unter jena.fau.org.
9.3. Demonstration in Solidarität mit den Gefangenen-Gewerkschafterinnen in der JVA Chemnitz
Auch im Frauengefängnis von Chemnitz organisieren sich Gefangene in der Gefangenen-Gewerkschaft. Sie fordern den Mindestlohn, Einbezug in die Sozialversicherungen und Gewerkschaftsfreiheit. Aus Jena werden wir mit einem Bus anreisen, um die Demonstration der Solidaritätsgruppen der Gefangenen-Gewerkschaft zu unterstützen. Mehr Infos unter jena.fau.org. Bustickets sind im FAU-Gewerkschaftslokal in der Bachstr. 22 und im Ketzal in der Zwätzengasse 7/8 erhältlich.
* Uns ist es wichtig, zu betonen, dass es erstens nicht nur Männer und Frauen* gibt, sondern viele Geschlechter und dass Frauen* nicht natürlicherweise anders sind als Männer. Stattdessen werden sie von Kindheit an zu Frauen* gemacht und in die benachteiligte Frauenrolle gedrängt. Auch wollen wir darauf hinweisen, dass die Gruppe der Frauen* sehr vielfältig ist, so können beispielsweise Trans- und Interpersonen oder migrantische Frauen unterschiedliche Perspektiven und Interessen haben. Diese unterschiedlichen Lagen sollten wir in unserer gemeinsamen Bewegung im Blick behalten.