Zur Corona-Impfung und Solidarität

Seit Monaten dominiert die Frage einer Impfpflicht die Berichterstattung und das Protestgeschehen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Viele Chef*innen sind nur deswegen an einer hohen Impfquote und an Druckmitteln zur Erreichung selbiger interessiert, um den reibungslosen Fortlauf ihrer Geschäfte, also der Ausbeutung zu sichern. Es geht ihnen nicht um die Gesundheit ihrer Beschäftigten oder nachhaltige Durchbrechung von Infektionsketten, weshalb eine Fokussierung auf den Impfstatus auch dazu führt, dass andere wichtige Schutzmaßnahmen aus Kostengründen unterlassen werden.

In der Frage der Impfung gibt es in unserem Syndikat bisher keinen Dissens: Wir halten die Impfung nicht nur für einen wirksamen Selbstschutz, sondern vor allem auch für eine notwendige, solidarische Maßnahme zum Schutz unserer Mitmenschen, Kolleg*innen, Kund*innen und Klient*innen. Wir können alle, die es bis jetzt noch nicht getan haben, nur eindringlich dazu aufrufen, sich impfen zu lassen. Es wäre wünschenswert, dass die Impfung mehr Sicherheit gegen die verschiedenen Corona-Varianten bieten würde und noch weniger als die geringen Risiken von unmittelbaren Komplikationen nach der Impfung bestehen würden. Jedoch senkt der Impfschutz signifikant die Gefahr eines schweren Verlaufs und die Viruslast, die eine Infektion unserer Mitmenschen verursacht. Auf der individuellen Ebene ist es daher ein Gebot der Solidarität, die Schutzimpfungen durchzuführen.

Trotzdem sollte darüber hinaus um weitaus mehr gestritten werden: Eine wirksame Pandemiebekämpfung müsste sofort Abstand von der profitorientierten Impfstoffproduktion unter Patentschutz nehmen, damit möglichst schnell Impfstoffe weltweit und dezentralisiert hergestellt und verteilt werden könnten. Hinzukäme eine Ursachenforschung zur Entstehung von Pandemien, die eng mit Umweltzerstörung, Artensterben, Massentierhaltung und katastrophalen Arbeitsverhältnissen zusammenhängen. Genauso muss das Prinzip des Marktes, wenn es schon auf absehbare Zeit nicht insgesamt durchbrochen werden kann, soweit es geht im Gesundheitssektor zurückgedrängt werden. Das Wohlergehen von Patient*innen und Gesundheits-/Pflegepersonal muss dringend an Bedeutung gewinnen. Daher müsste als erstes die Schließung „unprofitabler“ Kliniken gestoppt und das System der Fallpauschalen abgeschafft werden.

Wir unterstützen die Positionen des Bündnisses Jena Solidarisch, das sich wöchentlich gegen die Aktionen von Leugner*innen der Pandemie stellt, die gemeinsam mit Neonazis marschieren und Verschwörungserzählungen verbreiten. Wir brauchen dringend mehr Gegenerzählungen und praktische Erfahrungen, die auf Solidarität gründende Alternativen zu staatlichem Autoritarismus und Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt aufzeigen. Solche Alternativen müssen überzeugender sein als gefährliche personalisierte Schuldzuweisungen und eine verkürzte Kapitalismuskritik, wie sie derzeit hinsichtlich Pandemie und Impfung in Jena und anderswo propagiert werden.

[ssba]

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